Pressekonferenz mit Minister Al-Wazir

Am 04.10.2017 hat im BTZ II der Handwerkskammer Wiesbaden die dritte Pressekonferenz zu Wirtschaft integriert stattgefunden, zu der auch der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir anwesend war. Nach dem offiziellen Teil wurde noch die Metallwerkstatt besucht, in der  die Teilnehmenden der Berufsorientierungplus gerade fleißig bei der Arbeit waren. Die offizielle Pressemeldung zu dem Termin finden Sie nachstehend.IMAG1387

ÜBER 200 FLÜCHTLINGE STARTEN AUSBILDUNG

PROGRAMM WIRTSCHAFT INTEGRIERT WIRKT

Die Bemühungen zur Integration von Flüchtlingen in den hessischen Arbeitsmarkt greifen. Dieses Fazit zogen die Beteiligten der Landesinitiative Wirtschaft integriert am Mittwoch in Wiesbaden. „Wir haben eine sehr gute Resonanz bei den Flüchtlingen“, sagte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Von den ersten Teilnehmern starten jetzt über 200 mit einer Ausbildung, 73 waren es im vergangenen Jahr. Das ist ein toller Erfolg für unseren hessischen Förderweg. Hessen steht mit Wirtschaft integriert einzigartig im Ländervergleich da.“

Zu den ersten Teilnehmern des 2016 gestarteten Programms zählt Ezmary Bashari, der vor zwei Jahren aus Afghanistan kam. Er absolvierte zunächst zwei Praktika in Malerbetrieben und anschließend eine Einstiegsqualifizierung bei der Firma Göbel in Reinheim: „Und jetzt kann ich dort meine Ausbildung zum Maler und Lackierer anfangen“, berichtete er am Mittwoch. „Ezmari Bashari hat uns überzeugt, weil er sehr motiviert an die Sache heranging“, sagte Firmenchef Dieter Göbel. „Aber wir sind auch sehr dankbar, dass wir weiterhin die Hilfe von Wirtschaft integriert haben. Während der Einstiegsqualifizierung hat Ezmari dort Unterricht gehabt und das geht während der Ausbildung so weiter. Das wird ihm in der Berufsschule helfen. Die zusätzliche Betreuung durch die Sozialpädagogin entlastet uns.“

Projektpartner von Wirtschaft integriert sind die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit, der Hessische Handwerkstag sowie die Arbeitsgemeinschaft der hessischen Industrie- und Handelskammern und das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. Zielgruppe sind Frauen und Männer unter 27 Jahren, die nur Grundkenntnisse in Deutsch haben und deshalb eine Ausbildung nicht ohne Hilfe bewältigen. Teilnehmen können schon länger hier lebende Menschen mit Migrationshintergrund, anerkannte Flüchtlinge, Asylbewerber mit Bleibeperspektive sowie geduldete junge Menschen ohne Arbeitsverbot.

Die Teilnehmer beginnen mit einer Berufsorientierung. Wenn sie von dort nicht gleich in eine Ausbildung wechseln können, weil sie mehr Vorbereitung benötigen, schließt sich als Einstiegsqualifizierung ein 6 bis 12 Monate dauerndes Praktikum im späteren Ausbildungsberuf an. Gleichzeitig erhalten sie Sprach- und Stützunterricht sowie sozialpädagogische Begleitung, die sich während der Ausbildung fortsetzt. Diese durchgehende Förderkette ist wichtigstes Merkmal von Wirtschaft integriert.

„Mit dem Programm Wirtschaft integriert wurde ein erster wichtiger Baustein zur Integration junger Menschen in den Arbeitsmarkt gelegt, dem nun weitere folgen müssen“, sagte Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Hessen der Arbeitsagentur. „Wir wissen alle um die wichtige Bedeutung einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Sie schützt nachweislich vor Arbeitslosigkeit. Darum müssen jetzt weitere Bausteine nach und nach aufeinandergesetzt werden. Ich hoffe, dass es weiterhin ein großes Angebot an Praktikumsplätzen sowie ein ausreichendes Angebot an weiterführenden Sprachkursen geben wird. Ohne dies werden die ersten Erfolge, die mit dem hessischen Programm realisiert wurden, nicht zum Ziel führen. Ohne die anhaltende Ausbildungsbereitschaft und das große Engagement der Betriebe für diese besonderen jungen Menschen wird es uns nicht gelingen erfolgreiche Berufsbiographien zu schreiben.“

„Die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit ist für das hessische Handwerk Verpflichtung wie Chance", sagte Bernd Ehinger als Präsident des Hessischen Handwerkstages (HHT), der für die hessische Wirtschaft auch die Gruppe Arbeitsmarkt im Asylkonvent der Hessischen Landesregierung leitet. Zusammen mit HHT-Geschäftsführer Bernhard Mundschenk hob er das Engagement der Handwerksbetriebe hervor, Flüchtlinge in Praktika und Lehre aufzunehmen. „Seit Beginn dieses Jahres konnten die Handwerkskammern schon 852 neu eingetragene Lehrverträge mit jungen Menschen aus den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge verzeichnen, dazu kommen noch 272 Einstiegsqualifizierungsverträge. Zum Schluss des vergangenen Jahres waren es 560 neue Lehrverträge und fast 180 EQ-Verträge. Die Zahlen werden sich also bis Jahresende 2017 weiter verbessern.“ Ehinger betonte die Rolle der vielen Bildungszentren des Handwerks, die sich mit Berufsorientierungsmaßnahmen am Projekt Wirtschaft integriert beteiligen, und dankte allen dort Verantwortlichen. „Im Handwerk wird das Motto gelebt: Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hin will“.

Viele hessische Unternehmen sind interessiert, junge Flüchtlinge und Neueinwanderer auszubilden. Die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern engagieren sich in der Anwerbung von EQ- und Ausbildungsplätzen. „Mit diesem Programm setzen wir unsere Selbstverpflichtung zur Integration von Flüchtlingen um“, sagte Eberhard Flammer, Vorsitzender der  Arbeitsgemeinschaft der hessischen Industrie-und Handelskammern. „Bereits über 800 Unternehmen haben uns signalisiert, dass sie mit der Aufnahme von Flüchtlingen in Praktika, Ausbildung oder Arbeit zu der Verantwortung der Wirtschaft stehen. Die hessischen Industrie- und Handelskammern unterstützen das Programm im Rahmen ihres IHK-Aktionsprogramms. Mitgliedsbetriebe berichten von positiven Erfahrungen mit motivierten jungen Flüchtlingen, in denen wir die Fachkräfte von morgen für unsere IHK-Unternehmen sehen. Seit Jahresbeginn sind 705 junge Menschen, die aus den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge stammen, in Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung bei IHK-Unternehmen gemündet.“

Kai Weber vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V., der die hessenweite Programmkoordination übernommen hat, erläutert: „In der dreimonatigen Berufsorientierung durchlaufen die jungen Männer und Frauen verschiedene Werkstätten, um herauszufinden, welcher Beruf zu ihnen passt. Auch Sprachunterricht, Lern- und Integrationshilfen sowie sozialpädagogische Begleitung gehören zum Programm. Im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Wiesbaden zum Beispiel gibt es eine breite Berufspalette. Die Teilnehmenden können sich unter anderem in den Berufsfeldern Sanitär-Heizung-Klima, Elektro, Metall, Friseur, Kfz und Tischler ausprobieren. Ausbilder und Lehrkräfte sorgen dann für Kontakte zu Ausbildungsbetrieben und helfen beim Finden von Praktika und Ausbildungsplätzen.“

Das Programm wird an rund 30 hessischen Standorten angeboten. Mehr Informationen gibt es über die Hotline 06421 3044728 oder über www.wirtschaft-integriert.de. Dort können sich auch Unternehmen informieren, die Praktika, Einstiegsqualifizierungen oder Ausbildungsplätze anbieten wollen. 

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